Waffenstillstand von Compiègne

Waffenstillstand von Compiègne
Waffenstillstand von Compiègne
 
Als am 29. September 1918 die Generäle Ludendorff und Hindenburg die militärische Niederlage eingestanden und die sofortige Einleitung von Waffenstillstandsverhandlungen forderten, verlangten sie zugleich, dass die Regierung umgebildet werden und ihr fortan auch Vertreter der im Reichstag die Mehrheit bildenden Parteien angehören sollten. Die Parlamentarisierung der Reichsverfassung war seit langem eine Forderung der Parteien gewesen. Die Verfassungsänderung kam zudem den Erwartungen des amerikanischen Präsidenten Wilson entgegen, der wiederholt erklärt hatte, nur mit einer vom deutschen Volk getragenen Regierung in Friedensverhandlungen eintreten zu wollen.
 
Die deutsche Waffenstillstandsdelegation wurde von dem Zentrumspolitiker Matthias Erzberger geführt, an der Spitze der Alliierten stand Marschall Foch. Um zu verhindern, dass die Deutschen die Kampfpause zur Wiederaufrüstung der Front benutzten, ließen die Alliierten keine Verhandlungen zu, sondern übergaben der deutschen Delegation am 8. November ihre Bedingungen. Gefordert wurde die sofortige Räumung der besetzten Gebiete einschließlich Elsass-Lothringens. Auch das linke Rheinufer sollte geräumt und eine rechtsrheinische Sicherheitszone eingerichtet werden. Verlangt wurde ferner die Auslieferung aller U-Boote und des größten Teils der Hochseeflotte sowie großer Mengen von Kriegs- und Transportmaterial. Ohne Gegenleistung sollten sämtliche alliierten Kriegsgefangenen freigelassen werden. Die Blockade sollte dagegen vorerst bestehen bleiben. Der Friedensvertrag von Brest-Litowsk wurde annulliert. Die deutsche Delegation unterzeichnete die Waffenstillstandsbedingungen am 11. November 1918 im Salonwagen des Marschalls im Wald von Compiègne. Am 30. September 1918 hatte bereits Bulgarien, am 3. November die sich auflösende Donaumonarchie Österreich-Ungarn mit den Alliierten eigene Waffenstillstandsverträge abgeschlossen.
 
Britische Truppen unter General Allenby und arabische Einheiten, die von Thomas E. Lawrence (»Lawrence von Arabien«), der den Aufstand der Araber gegen die Türken organisiert hatte, unterstützt wurden, rückten bis Aleppo, Damaskus und Beirut vor, sodass die Türken am 30. Oktober 1918 zum Waffenstillstand von Mondros gezwungen wurden, die Meerengen öffnen und sich von den Mittelmächten lösen mussten.

Universal-Lexikon. 2012.

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